Das Zusammenspiel von Industrial/Noise mit jazzig orientierten Musikern ist leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Weder Jazzmusiker, noch Künstler im Post-Industrial scheinen an der Fusion der zwei, im Idealfall hoch experimentellen Musikrichtungen reges Interesse zu haben.
Das St. Petersburger Noiseprojekt mit dem eigentümlichen Namen BARDOSENETICCUBE arbeitet auf dieser CD mit einem Saxophonisten zusammen. Bekanntermaßen ist das Saxophon ein Instrument, das durch seinen vielseitigen Klang für derartige Experimente prädestiniert ist.
Bereits die Gestaltung der Verpackung läßt von Anfang an vermuten, dass man hier entschieden mit den Klischees des Noise-Genres brechen will: Ein insektoid-organisches Raumschiff in einem vernebelten Urwald paßt eher zu selbstgefälligem Progressive-Rock, denn zu der Attitude, die meist mit Noise transportiert wird.
So beginnt auch die CD mit untypischem Klaviersound, kurz darauf setzt begleitend eine Bohrmaschine ein, das Klavier wird monotoner im Spiel, und faded langsam aus, um einem hochfrequenten Pfeifen das Feld zu überlassen. Ganz leise im Hintergrund beginnt bereits das Saxophon, allerdings kippt das Ganze dann schlagartig wieder in ein sehr geräuschintensives Schnarren und Dröhnen um. Der Saxophonist setzt gerade zu duellant dazu ein, und schiebt eine verrückt melodische Klangwand gegen den Krach. Es ist einfach bemerkenswert wie gut dieses Unterfangen glückt. Man belässt es allerdings nicht beim Saxophon, auch jazzige Schlagzeugrhythmen werden eingewoben, man läßt nichts unversucht, um ein Maximum an Abwechslung zu ermöglichen.
Meist hört man jazzig oder Noise dominierte Passagen, die langsam ineinandergleiten.
Der Ideenreichtum der Musiker ist beachtlich, und läßt das Interesse des Zuhörers nie abebben. Immer wenn er sich gerade an eine Komposition gewöhnt hat wird diese verworfen und durch eine neue ersetzt. Auch Samples werden gezielt eingesetzt. Teils läßt sich nur erahnen worum es sich dabei handelt, teilweise werden die Stücke von russischen Texten fast dominiert. Es ist ein gewagtes Unterfangen. Vermutlich wird es Jazzfreunden zu krachig sein, und der dem Noise zugetane Hörer wird sich an den langen Jazzpassagen stoßen. Ein eigenwilliges Projekt, das sich simpler Kategorisierung verweigert. Eigentlich ist das etwas sehr Erfreuliches, diese CD besticht durch ihre guten Ideen, ihre technisch einwandfreie Umsetzung und ihren Neuigkeitswert.
Ein sehr gelungenes, echtes Experiment, schade dass es nur knapp 42 Minuten dauert.